Harry Potter und das verwunschene Kind – Top oder Flop?

Das Bild zeigt das Logo von Harry Potter and the Cursed Child am Palace Theatre in London

Harry Potter und das verwunschene Kind feiert am 15. März 2020 in Hamburg Premiere. Lohnt sich das Stück? Ich habe die Aufführung im Londoner West End besucht.

Harry Potter and the Cursed Child – so der Originaltitel – läuft seit 2016 erfolgreich im Londoner West End. Diesen Teil von Harrys Geschichte gibt es ausschließlich als Theaterstück. Einen Tag nach der Premiere in London erschien das Stück auch in Buchform. Es handelt sich dabei aber ebenfalls um die Dialoge des Stücks und keinen Roman. Dennoch habe ich es zunächst gelesen. Denn ich war neugierig, was sich J.K. Rowling diesmal wieder ausgedacht hat. 

Das Palace-Theater im Londoner West End ist zu sehen.
Altehrwürdig – das Palace Theatre

Schon während des Lesens fragte ich mich mehrfach, wie diese Vorlage auf die Bühne gebracht werden kann. Als Film konnte ich mir die zahlreichen Spezialeffekte gut vorstellen, aber auf der Bühne? Wie sollte das gehen? Und warum stand auf dem Buch „Teil Eins und Zwei“? Es war doch nur ein Buch. Als ich dann die Karten für Harry Potter and the Cursed Child in London in der Hand hielt, war dieses Rätsel jedoch schnell gelöst. Es handelt sich tatsächlich um zwei komplette Theaterstücke à ca. 2,5 Stunden. In unserem Fall begann Teil 1 samstags Nachmittag um 14.00 Uhr und Teil 2 abends um 19.30 Uhr. Man kann die Vorstellungen aber auch an verschiedenen Tagen buchen. Mir haben die aufeinanderfolgenden Stücke aber sehr gut gefallen. Sie waren so kurzweilig, dass ich am Ende gar nicht das Gefühl hatte, mehr als 5 Stunden im Theater gesessen zu haben.

Bevor Du weiterliest, sei gewarnt, dass du in den folgende Zeilen viele Spoiler findest. Auch wenn ich versuche, nicht allzu viel zu verraten über:

Wenn Du Dich von dem Stück lieber überraschen lassen möchtest, bestelle die Karten für Hamburg am besten gleich hier.

Die Story – Worum geht es?

Das Stück beginnt genau an der Stelle auf Gleis 9 3/4, an der das siebte Harry Potter-Buch endet – 19 Jahre nach der Schlacht von Hogwarts. Schon während des Lesens hatte ich den Eindruck, J.K. Rowling habe hier alle Ihre Ideen zu verschiedenen Enden der Harry-Potter-Reihe verarbeitet. So lernt man die Welt kennen, die entstanden wäre, wenn Lord Voldemort gesiegt hätte. Und besonders die Beziehung zwischen Hermine und Ron hat es ihr angetan. Hier gibt es verschiedene Alternativen zu einer romantischen Liebesbeziehung zwischen den Beiden zu sehen. Du fragst Dich, wie das gehen soll? J.K. Rowling macht in Harry Potter und das verwunschene Kind sehr oft Gebrauch von Zeitumkehrern. Wir erleben im Theaterstück verschiedene Zeitreisen und deren Folgen. Aber im Endeffekt geht es doch wieder um das Thema Freundschaft.

Die Charaktere – wir treffen alte Bekannte

Im Mittelpunkt steht Harrys und Ginnys zweiter Sohn Albus Severus Potter. Er ist das – vor allem aus Harrys Sicht – verwunschene oder verfluchte Kind. Er gehört nicht nur zum Hause Slytherin, sondern freundet sich zu seinem Missfallen auch noch mit Scorpius Malfoy an, dem Sohn seines Erzfeinds Draco. 

Aber selbstverständlich kommen auch die bislang bekannten Charaktere Harry, Ron, Hermine und Ginny nicht zu kurz. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Prof. McGonagall, Prof. Snape, Draco Malfoy, Hagrid, Dolores Umbridge und natürlich Lord Voldemort. Wer im Stück genau hinhört, wird merken, dass der Name Lord Voldemort ohne t am Ende gesprochen wird – wie im Französischen. So war es von J.K. Rowling gedacht und ist in den Filmen falsch umgesetzt worden.

Hervorragend gefallen hat mir Jonathan Cage als Scorpius Malfoy. Er spielt den schüchternen, ängstlichen und Hermine-ähnlichen Scorpius vortrefflich und schafft es, dass er zu einer meiner neuen Lieblingscharaktere im Harry Potter-Universum geworden ist. Auch Thomas Aldridge als Ron Weasley war grandios. Wundervoll poetisch und magisch zugleich ist die Rolle des sprechenden Huts, der auch Hagrid verkörpert. 

Infos zur Hamburger Aufführung

  • Premiere: 15. März 2020
  • Voraufführungen: ab dem 07. Februar 2020
  • Vorstellungstage und -zeiten:
    • Mittwoch und Samstag 14.30 Uhr und 19.30 Uhr
    • Donnerstag und Freitag: nur 19.30 Uhr
    • Sonntag: 14.00 Uhr und 19.00 Uhr
  • Es sind nur beide Teile zusammen buchbar. Dabei können Teil 1 und 2 entweder an einem Tag (mittwochs, samstags oder sonntags) gebucht werden oder an einem aufeinanderfolgenden Donnerstag und Freitag.
  • Seit dem 21. März 2019 für Newsletter-Abonnenten beziehungsweise ab dem 25. März 2019 sind Tickets bis Ende September 2020 erhältlich.

Anfangs sicherlich überraschend ist der Hautfarbenwechsel von Hermine, was von vielen Fans zunächst auch kritisiert wurde. Aber J.K. Rowling hat recht. Auch ich konnte bislang keine Stelle im Buch finden, in der Hermine mit weißer Hautfarbe beschrieben wurde. Warum sollte sie also nicht die Rolle mit einer dunkelhäutigen Frau besetzen. Nicola Alexis spielte die Rolle auch so gut, dass ich mich am Ende des Stück gefragt habe, warum das nicht schon im Film so entschieden wurde. Helen Aluko, die Hermines und Rons Tochter Rose, sowie auch Hermine als Schülerin spielt, zeigt auch, dass die Hautfarbe hier irrelevant ist.

Bei einem Charakter hat mich das ganze Stück über allerdings die Garderobe geärgert und das ist Ginny. Für meinen Geschmack ist diese für eine Sportreporterin in unserer Zeit, in der die Stücke spielen, zu bieder, aber ich habe mir von einer Bekannten, die einige Jahre in Großbritannien gelebt hat, sagen lassen, dass das Kostüm für britische Verhältnisse durchaus modern sei. 

Die Effekte – zauberhaft und magisch

Die Effekte und Tricks in Harry Potter und das verwunschene Kind sind das eigentliche Highlight des Stücks. Sie sind faszinierend und magisch zugleich. Egal, ob man erahnen kann, wie die Tricks funktionieren oder nicht. Es ist zauberhaft, wenn die Schauspieler von der Telefonzelle vor dem Zaubereiministerium in das Telefon eingesaugt zu werden scheinen, plötzlich Charaktere in einem zunächst leeren Bett auftauchen oder sich Harry in Lord Voldemort verwandelt. Besonders fasziniert hat mich der einfache Expelliarmus-Zauber. Er wird auf der Bühne mehrfach ausgeführt und die Zauberstäbe fliegen tatsächlich in einem schönen Bogen immer zu dem Zauberer, der den Spruch ausgesprochen hat. Wie zum Teufel geht das?

Das Logo des Theaterstücks von Harry Potter and the Cursed Child ist am Eingang des Palace-Theater in London zu sehen.
Leider sind im Theater keine Aufnahmen erlaubt.
Die Musik – Ist Harry Potter ein Musical?

Es handelt sich bei Harry Potter und das verwunschene Kind nicht um ein Musical, sondern um ein Theaterstück. Es gibt aber dennoch musikalisch untermalte Szenen, die wundervoll choreographiert sind und dem Stück eine weitere zauberhafte Komponente verleihen.

Das Bühnenbild – zurückhaltend und die Fantasie anregend

Das Bühnenbild ist zurückhaltend gestaltet. Es ist aber so konzipiert, dass man genau weiß, wo sich die Szene abspielt, aber immer noch genug Freiraum für die eigene Fantasie bleibt. Am allerbesten haben mir die beweglichen Treppen gefallen. Es handelt sich dabei eigentlich nur um zwei Treppen, aber so wunderbar harmonisch von den Schauspielern verschoben werden, dass ich allein davon verzaubert wurde.

Das Theater – altehrwürdig

Das Palace-Theater im Londoner West End ist ein wunderschönes altehrwürdiges Theater mit tollem Ambiente. Zusätzlich wurden in den Zuschauerraum für Harry Potter und das verwunschene Kind zum Stück passende Teile integriert. So findet man Drachen zur Dekoration und die Wandvertäfelungen sind mit einem großen H versehen. Ich dachte, das sei schon immer so gewesen, bis das gleiche Symbol auch auf der Bühne erschien. Die Vertäfelungen kommen zudem in einer Szene zum Einsatz, in der sie wie von Zauberhand mit geheimen Botschaften versehen sind.

Mein Fazit

Harry Potter und das verwunschene Kind ist ein fantastisches Theaterstück. Allein die Tricktechnik ist faszinierend und bezaubernd zugleich. Die Musik ist stimmig und unterstützt mit den dazugehörigen Choreographien das Gesamtbild hervorragend. Das Palace-Theater in London passt zu dem Stück perfekt. Ob das mehr!-Theater in Hamburg mit seinem doch sehr anderen Ambiente hier mithalten kann, ist fraglich. Wenn der Zuschauerraum aber ebenfalls mit Accessoires zum Stück ausgestattet wird, kann sicherlich auch hier eine magische Stimmung entstehen. Ebenfalls können wir auf die deutsche Besetzung gespannt sein. Der Cast in London setzt in jedem Fall hohe Maßstäbe.

Wenn Du noch mehr Details über die Londoner Aufführung erfahren möchtest, dann lege ich Dir den Theater-WG-Blog sowie die Fotos von Manuel Harlan ans Herz. Informationen zu Tickets sowie auch Trailer und vieles mehr findet Ihr hier.


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